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In sieben Schritten zur guten Idee

 

Impulse zur kostbaren Kreativität

 

"Neues Wissen entsteht, wenn sich möglichst viele zusammenschließen, ihre Kenntnisse und Erfahrungen austauschen und – ganz oft aus Gegensätzen – neu zusammensetzen."

 

Jedes Unternehmen will innovativ sein - aber lässt sich Erfindergeist lernen? Und wenn ja, wie? Ein US-Experte empfiehlt vor allem sieben

 wichtige Punkte.

 

Tobias Bachmüller hasst Kofferträger, Kaffeekocher und zeitfressende PowerPoint-Präsentationen: "Ich halte das für überflüssiges Tamtam", sagte der Katjes-Chef kürzlich in einem Interview. Und wenn er auf Dienstreisen ist, dann vermeidet er "nervige Telefonate". Viel wichtiger ist ihm, Bücher zu lesen.

Von seinem Mit-Geschäftsführer Bastian Fassin bekam er zu seinem letzten Geburtstag eine Goethe-Biografie von Rüdiger Safranski geschenkt, von seinem Vater "Der erste Mensch" von Albert Camus. Und diese Leidenschaft will er auch seinen Mitarbeitern nahebringen. Gerade hat er ihnen ein Buch geschenkt, das vor einigen Monaten für Aufsehen sorgte: "Wo gute Ideen herkommen" vom US-Wissenschaftsjournalist Steven Johnson.

 

Wichtige Fragen

Darin beschreibt Johnson, wie, wann und wo gute Ideen entstehen - und unter welche Voraussetzungen Innovationen hervorgebracht werden. Eine Frage, die für jedes Unternehmen wichtiger ist denn je - egal ob Ein-Mann-Betrieb, Mittelständler oder Weltkonzern. Sie alle können von Johnsons Erkenntnissen profitieren.

In seinem Buch geht er nicht nur zurück bis zur Evolutionstheorie von Charles Darwon oder der Erfindung des Buchdrucks. Er beschränkt sich weder auf die gängigen Theoreme der ökonomischen Lehrbücher, die beim Wettbewerb konkurrierender Firmen ansetzen, noch hängt er der mystifizierten Vorstellung vom plötzlichen Geistesblitz nach. Stattdessen arbeitet er heraus, welche Muster bei der Entstehung von Ideen wichtig sind. Ganz egal, ob es sich dabei um die Arbeit eines Dichters oder Ingenieurs geht, ob es sich um die Entstehung eines Korallenriffs, das Leben in der Großstadt oder die Vernetzung im World Wide Web handelt.

 

Demnach sind es vor allem sieben Faktoren, die Innovationen gedeihen lassen.

 

1. Das Nächstmögliche

Der US-Wissenschaftler Stuart Kaufmann prägte den Begriff des "Nächstmöglichen". Darunter verstand er alle chemischen Verbindungen, aus denen Leben entstand. Für Johnson ist dieses Nächstmögliche wie ein Haus, das mit jeder geöffneten Tür größer wird. Mit jeder Entdeckung öffnen sich neue Möglichkeiten, die es zu erforschen gilt. Innovative Umgebungen unterstützen ihre Bewohner darin, dieses Nächstmögliche zu erkunden. Sie brauchen die Freiheit für Experimente. Sie brauchen Zugriff auf technische oder konzeptionelle Beispiele. Im Optimalfall entsteht daraus die Inspiration, nicht nur Altes zu recyceln - sondern Neues zu entdecken.

 

2. Flüssige Netzwerke

Eine gute Idee steht nie für sich alleine. Sie ist ein Netzwerk. Solange Menschen in kleinen, umherziehenden Horden lebten, waren die Erfindungen überschaubar. Erst als Städte entstanden, folgte eine wahre Innovationsflut. Gute Informationen fließen also von einem Individuum zum nächsten.

Der Psychologe Kevin Dunbar fand bei seinen Feldstudien an der McGill Universität in den Neunzigerjahren heraus: Innovationen entstehen nicht unter dem Mikroskop, sondern im Besprechungsraum. Erst der Austausch in einer Gruppe ermöglicht ein flüssiges, innovatives Netzwerk. Soll heißen: In Büros und Werkhallen muss es eine Balance geben - zwischen Chaos einerseits und Ordnung andererseits.

 

 

 

Gebt Ideen eine Chance

 

 

3. Die langsame Ahnung

Der US-Agent Ken Williams war in Arizona stationiert. Er bemerkte, dass sich eine hohe Zahl geheimdienstlich relevanter Personen in verschiedenen Flugschulen eingeschrieben hatte. Und er hatte eine Ahnung davon, dass es diese Personen Anschläge gegen Ziele der zivilen Luftfahrt verüben könnten. Daher schrieb Williams ein Memorandum, das zwei Monate vor dem 11. September in den Büros hochrangiger FBI-Mitarbeiter eintraf - wo es jedoch keine Beachtung fand.

Wenn alle Hinweise zusammengetragen worden wären, glaubt Johnson, hätten sie dramatisch an Überzeugungskraft gewonnen. Doch das FBI-Nachrichtensystem war antiquiert. Die einzelnen Ahnungen hatten keine Chance, aufeinanderzutreffen und sich zu einer Idee zu verdichten. Umso wichtiger ist es, dass die Ahnungen der Mitarbeiter gefördert werden - und sie Zeit für dessen Entwicklung haben.

 

4. Serendipität

Im Englischen steht das Wort "Serendipity" für glückliche Zufälle und Neukombinationen. Diese Serendipität ist auf zufällige Begegnungen und Entdeckungen angewiesen. Doch muss sie sich auch mit bereits vorhandenen Ahnungen und Wissen verknüpfen können. Der französische Mathematiker Henri Poincaré zum Beispiel hatte seine besten Ideen, wenn er spazierenging. Auch wenn die Wege zu Erkenntnissen verschieden sind, haben sie zwei Dinge gemeinsam.

Erstens: Die glückliche Eingabe kommt oft bei einer Tätigkeit, die Abstand zum Alltag verschafft. Zweitens: Forscher arbeiten oft bereits seit Jahren an einem Problem - so dass der glückliche Zufall auf einen fruchtbaren Boden fallen kann. Der Geist stolpert über etwas, das lange übersehen wurde. Die Tür zum Nächstmöglichen öffnet sich. Deshalb sollten Angestellte zwischen Wissensanhäufung und Entspannung entspannen und den Gedanken freien Lauf lassen. So ermöglicht man Serendipität.

 

5. Irrtum

Die Erfindung des Herzschrittmachers zeigt, wie aus Fehlern Neues entsteht. Der Kriegsveteran Wilson Greatbatch, leidenschaftlicher Amateurfunker, saß in den Fünfzigerjahren mit zwei Chirurgen beim Mittagessen. Das Trio sprach darüber, wie gefährlich ein unregelmäßiger Herzschlag ist. Greatbatch stellte sich das kranke Herz als eine Art Radio vor, das Signale nicht mehr richtig empfängt.

Fünf Jahre später kam ihm diese Vorstellung zugute. Da baute er mit Ärzten ein neues Gerät, um Herztöne aufzuzeichnen. Währenddessen griff er aus Versehen nach einem falschen Widerstand, und das Gerät begann plötzlich im Rhythmus des Herzen zu pulsieren. Vier Jahre später rettete der erste Herzschrittmacher bereits Leben.

 

Es war aber nicht allein der Irrtum, der zum Erfolg führte. Vielmehr hatte er seit dem Gespräch mit den Chirurgen eine Ahnung davon. Ein Fehler wird produktiv, weil er sich mit einer langsamen Ahnung verbindet. Der Irrtum allein öffnet noch keine Türen zum Nächstmöglichen. Aber er zwingt dazu, sich auf die Suche nach Neuem zu machen.

 

 

Neue Zwecke finden und Netzwerke nutzen

 

6. Exaptation

Sie zünden in einem dunklen Zimmer ein Streichholz ab. Wenn Sie nun im Nebenzimmer einen Stapel Holz im Kamin sehen, haben sie neue Möglichkeiten. In Zimmer eins diente das Streichholz als Lichtquelle, in Zimmer zwei plötzlich als Wärmequelle.

Ursprünglich kommt der Begriff Exaptation aus der Evolutionsbiologie. Doch diese Art der Zweckentfremdung findet sich heute in vielen Bereichen. Eine der prominentesten ist die Erfindung des Buchdrucks. Johannes Gutenberg war Goldschmied, verfügte aber über lose Kontakte zu Winzern im Rheinland. Bei ihnen informierte er sich über die Spindelpresse, die bei der Weinherstellung erfolgreich eingesetzt wurde. Er übertrug diese Technik auf den Einsatz von Metalllettern und erschuf den modernen Buchdruck.

 

Das Beispiel bringt zwei Komponenten zusammen, die für Innovation erforderlich sind. Exaptation und ein breites Netzwerk. Hätte Gutenberg zurückgezogen als Goldschmied gearbeitet und keine Kontakte zu den Winzern gepflegt, wäre aus ihm nicht der "Mann des Jahrtausends" geworden.

Daher plädiert Johnson für interdisziplinäre Kaffeehäuser. So wie sich das Bürgertum einst in den Kaffeehäusern Europas formierte, kann ein offener und interdisziplinärer Austausch in Unternehmen komplexe Probleme lösen.

 

7. Plattformen

Am 7. Oktober 1957 fragten sich zwei Physiker an der Johns Hopkins Universität in Maryland, ob sie nicht die Signale des Satelliten Sputnik I empfangen könnten. Was mit einer fixen Idee begann, stieß am selben Institut die Entwicklung zur Positionsbestimmung von Atom-U-Booten an - und mündete Jahrzehnte später in der weltweiten Etablierung des "Global Positioning System" (GPS).

 

Solche offenen Netzwerke und Plattformen sorgen für Innovationen. Denn sie schaffen eine Umgebung, in der die wichtigste Ressourcen weitergegeben, neu verknüpft und kombiniert wird: Information.

 

Quelle: von Ananda Milz (Wo gute Ideen herkommen: Eine kurze Geschichte der Innovation - Ein Buch von Steven Johnson)

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